Hubert Blanz
Ausgangspunkt für Homeseekers war die Faszination, welche die für London so typischen Backsteinbauten und Reihenhäuser auf Hubert Blanz ausübten. […] Insbesondere verblüffte Blanz, dass sich an den Reihenendhäusern und den Rückseiten oft kein einziges Fenster oder Ornament findet. Manchmal stieß er auf Fassaden mit zugemauerten Fensteröffnungen, doch meist handelte es sich um hermetisch geschlossene Ziegelwände. […] Seine Neugier und sein methodischer Zugang veranlassten ihn, den Großraum London zu Fuß zu erkunden. Dabei machte er mehr als 2 000 Aufnahmen von einzelnen Gebäuden und kam zu dem Schluss, dass die nackten Fassaden ein gemeinsames Merkmal der Häuser in den Außenbezirken von London darstellen. Um ihre Abstraktheit zu vermitteln und ihre Merkwürdigkeit hervorzuheben, fotografierte Blanz die Fassaden frontal und mittig, so dass die Gebäude wie zweidimensionale, lineare Zeichnungen erscheinen. Zudem sind Hintergrundelemente auf ein Minimum beschränkt, wodurch die Häuser ihrer Räumlichkeit beraubt werden […].
Die Geschichte dieses Baustils beginnt mit dem Großen Brand von London im Jahr 1666 und dem anschließenden Wechsel von Holz zu Ziegel als Baumaterial. Im 18. und 19. Jahrhundert stellten die niedrigen Ziegelpreise, die 1784 eingeführte Ziegelsteuer und insbesondere die Fenstersteuer prägende gesellschaftliche, kulturelle und architektonische Faktoren in England und Schottland dar. Bei der Fenstersteuer handelte es sich um eine Grundsteuer, die sich nach der Anzahl der Fenster von Gebäuden bemaß. Sie wurde 1696 erstmals erhoben und erst 1851 abgeschafft. […] Der Ausdruck "daylight robbery" (Nepp, Beutelschneiderei) soll angeblich auf diese Fenstersteuer zurückgehen, da manche sie als Besteuerung des Tageslichts kritisierten […]. Letztendlich beabsichtigt Blanz alle 2 000 Einzelbilder zusammen als Teil einer riesigen Collage zu präsentieren, die London als Stadt von hinten zeigt. […] Barbara Egger
Hubert Blanz,
* 1969 in Hindelang, Universität für angewandte Kunst Wien; Museum der Moderne Salzburg, Harvard University Cambridge MA, Foto-Raum Wien, Austrian Cultural Forum London, G.A.S-Station Berlin, Fundación Antonio Pérez, Cuenca , Museum of Contemporary Photography (MoCP), Chicago, Carré Rotondes Luxembourg, MUSA Wien, Fotogalerie Wien, Kunstverein Wolfsburg, Galerie Momentum, Wien, Künstlerhaus Wien, Nationalgalerie der Republik Mazedonien Skopje, Austrian Cultural Forum New York.
Hubert Blanz lebt und arbeitet in Wien.