Österreichischer Buchpreis
Das Ministerium für Kunst und Kultur, der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels und die Arbeiterkammer Wien richten gemeinsam den jährlich zu vergebenden Österreichischen Buchpreis aus. Ziel des Wettbewerbs ist es, die Qualität und Eigenständigkeit der österreichischen Literatur zu würdigen und ihr im gesamten deutschsprachigen Raum die gebührende Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Der Preis ist mit insgesamt 45.000 Euro dotiert. Die Entscheidung über die Auszeichnungen des Österreichischen Buchpreises trifft eine unabhängige Fachjury. Teilnahmeberechtigt sind Verlage, die Mitglieder im Hauptverband des Österreichischen Buchhandels sind, im Börsenverein des Deutschen Buchhandels oder im Schweizer Buchhändler- und Verlegerverband.
Österreichischer Buchpreisträger 2024
Reinhard Kaiser-Mühlecker
"Brennende Felder"
(S. Fischer Verlag)
Bestes deutschsprachige belletristische, essayistische, lyrische oder dramatische Werk einer österreichischen Autorin bzw. eines österreichischen Autors.
Preissumme: 20.000 Euro
Begründung der Jury:
Die aufgrund der Hitze brennenden Felder in ihrer Nachbarschaft interessieren Luisa Fischer nicht weiter. Verbrannte Erde hinterlässt sie allerdings häufig. Unfähig zu Empfindungen, ist sie für ihre zwei Kinder von unterschiedlichen Vätern eine unzuverlässige Mutter. Der Kontakt zu ihrer eigenen Mutter bricht endgültig ab, als sie eine Beziehung mit ihrem Stiefvater eingeht. Als dieser bei einem Einbruch umgebracht wird, zieht es Luisa zu dessen Mörder. Von jedem neuen Mann erhofft sie sich, er möge sie aus ihrem tristen Alltag, aus ihrer Unzufriedenheit befreien. Aus einer Familie befreien, deren Mitglieder mit Sprachlosigkeit ringen, sich gegenseitig nicht trauen und dennoch nicht voneinander bzw. von der Gegend abkönnen.
Waren in "Fremde Seele, dunkler Wald" (2016) und "Wilderer" (2022) die Brüder im Fokus, so erzählt jetzt folgerichtig deren Schwester Luisa aus ihrer – und Reinhard Kaiser-Mühlecker erstmals aus weiblicher – Perspektive. Dabei sucht Luisa intensiv nach den richtigen Worten, will sie doch als Schriftstellerin gesehen werden. Im Gegensatz zu ihr schreibt Kaiser-Mühlecker verdichtet, einfach und knapp, in ruhigem Ton. Durch unerwartete Wendungen spielt er nicht nur mit seinen Figuren, sondern auch mit den Lesenden. So konstruiert und dekonstruiert er diese abgründige, kalte und düstere Welt immer wieder aufs Neue. Luisa hat recht, wenn sie dies in ihrer Romanfigur, einem alten Geizkragen spiegelt: "Es muss so sein, dass man denkt, man kennt ihn, und dass man bis zum Schluss an seiner Seite ist, aber da nicht mehr denkt, man kennt ihn."
Debüt-Preisträgerin 2024
Frieda Paris
"Nachwasser"
(Voland & Quist)
Bestes Debüt einer österreichischen Autorin oder eines österreichischen Autors
Preisgeld: 10.000 Euro (gestiftet von der Arbeiterkammer)
Begründung der Jury:
Frieda Paris' Langgedicht "Nachwasser" ist ein Wagnis. Wer schon traut sich mit dem Debüt auf die spiegelglatte Fläche autopoetischer Lyrik und poetologischer Reflexion, setzt sich ungeschützt aus? Paris. Sie erkundet das Schreiben beim Schreiben, zieht uns in diesen Prozess hinein, hält auf uns zu und stürzt - nicht. Angetrieben vom "Zweifell" als "Schreiborgan", begleitet vom Vogel ‚Lomeise‘ auf der "Schreibschulter" findet das Ich reichhaltiges Wortmaterial, das es an seinem poetischen "Schneidetisch" montiert. Es entstammt einem Eintauchen in viele Quellen, allen voran in den Nachlass Friederike Mayröckers, der "Großen Wortmutter": ins Nach-wasser. Doch in diesem Making-of a Poem wird den Leser:innen in 110 Sequenzen noch weit mehr aufgefächert. Das Schreiben, das Wie-und-warum-Schreiben, das Dichterin-Werden von Kindheit an, Erinnerungsspuren von Liebe und Verlust werden gekonnt versetzt mit Fundstücken einzelner Wortväter von Paul Celan bis Peter Waterhouse, vor allem aber vieler Wortmütter, von Ingeborg Bachmann über und immer wieder Mayröcker bis Sarah Kirsch - und eine poetische Antwort auf die Frage gegeben: Was darf ein Gedicht? Alles.
Buchpreis 2024 - Alle Nominierungen
Bisherige Preisträgerinnen und Preisträger
Buchpreis: Raphaela Edelbauer - "Dave"
Debütpreis: Anna Albinus - "Revolver Christi"
Debütpreis: Leander Fischer - "Die Forelle"
Debütpreis: Angela Lehner – Vater unser (Hanser Berlin)
Debütpreis: Marie Gamillscheg – Alles was glänzt (Luchterhand Verlag)
Debütpreis: Nava Ebrahimi – Sechzehn Wörter (btb Verlag)
Debütpreis: Friederike Gösweiner – Traurige Freiheit (Droschl)