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Erste Bundesländer-Dialoggruppe in Bregenz setzt wichtige Impulse

Dialoggruppe West zu den Themen Kunst, Kultur, Klima, Ökologie und Zukunft Kulturinstitutionen

Nach einer Covid-bedingten Verzögerung setzte das BMKÖS "Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport" die Reihe der Veranstaltungen zur Kunst- und Kulturstrategie in Form von Dialoggruppen in den Bundesländern fort. Am 3. März 2022 startete die Dialoggruppe West Vorarlberg und Tirol im Festspielhaus in Bregenz eine Serie von insgesamt vier solcher Dialoggruppen, bei denen Künstler:innen, in der Kunst- und Kulturtätige und Vertreter:innen von Kultureinrichtungen zusammenkommen.

Dialoggruppe West: Helene Schnitzer (Geschäftsführerin der Tiroler Kulturinitiativen), Verena Konrad (Direktorin des Vorarlberger Architektur Instituts), Mirjam Steinbock (Geschäftsführerin der IG Kultur Vorarlberg), Hannah Crepaz (Intendantin des Osterfestival Tirol, Leiterin von "Musik +" und "Galerie St. Barbara", Elisabeth Sobotka (Intendantin der Bregenzer Festspiele), Michael Csar (künstlerischer Leiter der Bregenzer Festspiele). Foto: Anja Köhler | andereart.de
Im Bild: Helene Schnitzer (Geschäftsführerin der Tiroler Kulturinitiativen), Verena Konrad (Direktorin des Vorarlberger Architektur Instituts), Mirjam Steinbock (Geschäftsführerin der IG Kultur Vorarlberg), Hannah Crepaz (Intendantin des Osterfestival Tirol, Leiterin von "Musik +" und "Galerie St. Barbara"), Elisabeth Sobotka (Intendantin der Bregenzer Festspiele) Michael Csar (künstlerischer Leiter der Bregenzer Festspiele)  Foto: BMKÖS /Anja Köhler / andereart.de
Dialoggruppe Bregenz
Foto: ©anja koehler | andereart.de
Dialoggruppe Bregenz
Foto: ©anja koehler | andereart.de

Die inhaltliche Diskussion, an der rund 50 Vertreter:innen der Kulturszene aus Vorarlberg und Tirol teilnahmen, widmete sich den Schwerpunkten "Kunst, Kultur, Klima, Ökologie" und "Zukunft Kulturinstitutionen". Im ersten Teil der Veranstaltung lieferten Persönlichkeiten der Kunst- und Kulturszene inhaltliche Impulse.

Diese wurden im Anschluss im Rahmen von zwei World-Café-Runden gemeinsam vertieft. In den World-Cafés standen zu jedem Thema zwei zentrale Fragen als Gedankenanregung zur Verfügung.

  • Was läuft gut?
  • Was braucht es für die Zukunft?

Bei den themenoffenen Tischen kamen die Themen "Soziokultur" sowie "Diversität in Kulturinstitutionen" hinzu. Zum Abschluss wurden die Themen der World- Cafés von den Teilnehmer:innen mit Blitzlichtern reflektiert.

Diskussionsbeiträge und Ergebnisse zu den einzelnen Themen

Was läuft gut?

  • Viel Programm / Anfragen von Künstler:innen
  • Künstlerische Qualität
  • Hochkultur
  • Engagement / Lust am Tun
  • Kooperationen (Abstimmung zwischen Institutionen)
  • Europaabteilung (Auskünfte, Förderungen)
  • Stammpublikum, wenn auch klein
  • Double Check: Netzwerk für Kultur und Bildung Vorarlberg
    • "Handarbeit im Bregenzerwald" (Anfixen von neuem Publikum durch Familien‐ und
      Betriebsmitglieder)
    • Wirtschaftsuniversität und Metropolitan Art Club (Best Practice für
      Publikumsgewinnung)
  • Diversity ist in den Vordergrund gerückt und ist Teil des Diskurses → guter Anfang
  • Schulterschlüsse zwischen Politik und Institutionen
  • Kooperationen, die entstehen (gemeinsames Interesse)
  • Wie legitimieren sich die Institutionen?
  • Demokratie
  • Kunst braucht keine Legitimation
  • Bildung
  • Freiräume, Diskussion, Auseinandersetzung
  • Interesse des BMKÖS für Kulturstrategie und Einbezug der Organisationen in den
    Bundesländern
  • Dass es einen strategischen Prozess gibt
  • Austausch

Was brauchen wir für die Zukunft?

  • Platz für Vielfalt / Nachwuchs / neue Initiativen
  • Bessere Finanzierung für gemeinnützige Kultureinrichtungen
  • Mehr Freiräume, Labore, Experimentierräume
  • Vernetzung (Botschafter:innen der Kultur)
  • Austausch / Inspiration
  • Servicedienststellen (Sponsoring, Produktionsleitungs –Pool)
  • Selbstorganisation
  • Mehr einfordern (z.B. öffentliche Abteilungen) ⇔ Unterstützung von Kulturabteilungen
  • Mehr Transparenz in der Arbeit der Kultureinrichtungen
  • Indexierung der Budgetmittel und Förderungen
  • Mehr intersektionale Förderungen und Zusammenarbeit für vielfältige Kulturarbeit
    (Wissenschaft, Bildung, Soziales, Gesundheit, Kultur)
  • Publikum: Tandem‐Prinzip, Mundpropaganda
  • Wie viele Menschen kommen in Berührung mit dem Kulturprogramm? Resonanz und
    Berührbarkeit vs. Kennzahlen und verkaufte Karten. Besonders spannend auch bei
    hybriden Veranstaltungen
  • Mehr Respekt gegenüber Künstler:innen vonseiten des Publikums (zB bei Konzerten)
  • Transparenz in Bestellungen von Leitungspositionen, Vergaben, Ausschreibungen
  • Mehr Transparenz im Förderwesen, die Spielregeln müssen klar sein.
  • Kein Ausspielen unter Gebietskörperschaften (Land, Bund und Kommunen) bei Förderungen.
  • Soziale Missstände auf heben (Künstler:innen und Kulturtätige)
  • Zusammenarbeit von Institutionen und Initiativen
  • Kulturpolitische Bündnisse stärken, in Strukturen überführen und einbeziehen
  • Auf Augenhöhe begegnen
  • Ansprache von neuem Publikum
  • Unabhängigkeit
  • Initiativen, Institutionen fördern, die demokratische Werte stärken
  • Schulterschluss von Kulturorganisationen und Bildungseinrichtungen in musikalischer,
    künstlerischer Bildung
  • Privates Engagement / öffentliche Geldgeber? Stiftungen?
  • Diskurskultur – kritische Selbstreflexion
  • Schärfung der inhaltlichen Positionen der Institutionen
  • Kunst‐ und Kulturaffine Politiker:innen und Beamt:innen
  • Aktive Kooperation, permanente Überarbeitung des Bildungskanons in Zusammenarbeit mit
    Institutionen
  • Double Check – Netzwerk für Kultur und Bildung in Vorarlberg
  • Positionierung von Institutionen
  • Bundesländerübgergreifende Kooperationen zwischen Vorarlberg und Tirol, Förderung von
    Wiederaufnahmen / Tourneen
  • Stellenwerte der Kultur in der Ausbildung (PH, Kindergarten, Schule) stärken
  • Kommunikation / Informationsfluss zw. Bund, Land, Gemeinden
  • Sichtbarkeit der westlichen Bundesländer
  • Digitalitätsförderung → hohe Kosten
  • Förderung von Innovation / Freiräumen
    • Wachstum von neuen Initiativen
    • Risikokapital
  • Good Practices Beispiele: Sichtbar machen
  • Internationaler Austausch
    • Mehrsprachigkeit
    • EU‐Förderungen auch für Kultur
  • Kulturpolitische Bekenntnisse
  • Transformationsprozesse
  • Kostengünstige Zugänge zu Musikschulen
  • Zurück zur Normalität → Kreativität von Jungen fördern
  • Die Jungen bei der Stange halten
  • Fair Pay / Fairness muss in der Strategie verankert werden
  • Strukturförderung: Qualität statt Quantität
  • Sozialversicherung
    • Arbeislosen‐ und Rentenversicherung kommt nicht an
    • Muss‐Aufkommen
    • Löcher in der Beitragszahlung müssen überbrückt werden
  • Residenzen:
    • neue Residenz‐Orte
    • Vermittlung
    • Kulturaustausch
    • Internationale Aktivität

Blitzlichter zum Thema

  • Wir haben erlebt, dass ein Zusammen von Institutionen und Politik möglich ist, das hat es in dieser Form vorher nicht gegeben.
  • Für die Zukunft wünschen wir uns eine ausgeprägtere Diskussionskultur und ein Schärfen unserer Inhalte.
  • Der Austausch unter den Akteur:innen lief wirklich gut, der kann in Zukunft auch noch intensiviert werden
  • In der zweiten Runde haben wir uns auf das Publikum fokussiert und die Frage: Wie kommen wir aus unserer Bubble raus zu neuem Publikum?
  • Das Thema Transparenz hat sich auch durch alle Fragen durchgezogen: es braucht Transparenz bei Förderungen und Bestellungen
  • Außerdem waren Mitspracherechte und Mitbestimmung wichtige Themen
  • Kultur muss in der Ausbildung wieder eine höhere Stellung haben
  • Zugänge zu Musikschulen und kreativen Angeboten für Kinder und Jugendliche müssen kostengünstiger und niederschwelliger werden.
  • Menschen müssen in Kultur involviert werden – dann nehmen Sie auch an den Angeboten teil.
  • Auch das Thema der Künstler:innen-Sozialversicherung haben wir behandelt – hier muss die Politik Wege finden, Arbeitslosen- und Pensionsversicherung für Künstler:innen verfügbar zu machen.

Was läuft gut?

  • Ökologie ins Programm aufnehmen
  • Hinwendung zur Ökologie nicht mehr als öffentlichkeitswirksamer Aspekt
  • Zusammenarbeit mit öffentlichen Verkehrsbetrieben
  • Umdenken hin zu nachhaltigen Technologien
  • Requisitenverkauf

Was brauchen wir für die Zukunft?

  • Kompensation
  • Mitarbeiter:innen sollen Ideen einbringen → Umdenken
  • Gegen den Strom schwimmen
  • Kreatives Potenzial stärken
  • Alle Partner von Anfang an bei Konzeptionsphase dabei
  • Gastronomie mehr Unterstützen (gesundes Essen kostet Geld)
  • Ökologie als Teil der täglichen Arbeit muss aus dem Kreis der Mitarbeiter:innen
    herausgenommen werden
  • Entideologisierung! Es ist kein parteipolitisches Thema
  • Erfahrungen anderer Bühnen zB übertragen. Materiallogistik
  • Ausstellungen etc. sollen reisen
  • Lagerkapazitäten schaffen
  • Zertifizierung: Klimafreundliche Organisation
  • Aushelfen / Ausleihen
  • Keine Vorfinanzierung von EU‐Projekten
  • Mieten statt kaufen
  • Begriffsklärung: Ökologie / Nachhaltigkeit
  • Nachhaltigkeit in der Kulturförderung
  • Systemkomponenten untereinander austauschen
  • Aufträge richtig formulieren (Weiterbenutzung, Wiederverwendung ermöglichen)
  • Niederschwellige Förderansätze
  • Nachhaltige Materialien verwenden
  • Institutionen sollen zu den Menschen gehen
  • Zugänglichkeit für Menschen mit wenig Geld
  • Keine Dogmatisierung
  • Nachhaltig abgesicherte Finanzierungsstrategien
  • Einheitliches kulturpolitisches Commitment
  • Gemeinsamer Diskurs von Künstler:innen, Kulturmanager:innen, Vermittler:innen,
    Wirtschaft, Politik, Bildung → wo sind Sie?

Blitzlichter zum Thema

  • Ökologie kann nicht ohne Interdisziplinarität gedacht werden.
  • Das Leben an sich ist eine Schnittstelle – das wird aber derzeit z.B. nicht in Förderstrategien abgebildet, die nur in Sparten denkt.
  • Überraschend in unserer Gruppe war, dass Ökologie als Begriff erst einmal definiert und neu besetzt werden muss. Sie basiert derzeit wohl noch über ein sehr parteigebundenes Verständnis.

Was läuft gut?

  • Beziehungsarbeit
  • Migration/Integration wie Sozialarbeit
  • Nachhaltigkeit im Sozialen
  • Empowerment
  • Überwiegend Freiwillige (Nachteil: Großteils unbezahlt)

Was brauchen wir für die Zukunft?

  • Armut muss sichtbar werden → investieren in Sichtbarkeit
  • Formate vs. ganzjährige Arbeit → Fördergeber erwarten Programme und keine Beziehungsarbeit
  • Mehr Qualifikation - aber was ist die Qualifikation? → Eigene Ausbildung
  • Mehr Koordination / Struktur
  • Mehr Wertschätzung

Blitzlichter zum Thema

  • Wir sind von einer gesamtgesellschaftlichen Situation ausgegangen und haben die Notwendigkeit von Beziehungsarbeit und eine Erweiterung des Kulturbegriffs diskutiert.
  • Ausgehend von der aktuellen Situation braucht es seitens des Bundes nicht nur ausschließlich Programmarbeit, sondern Hilfestellungen und Empowerment
  • Die Themen "Jugend" und "Diversität" müssen auch im Förderwesen verstärkt abgebildet werden.
  • So wie im World Café zwischen unterschiedlichen Menschen auf Augenhöhe diskutiert werden kann, soll das auch gesellschaftlich geschehen.

Was läuft gut?

  • Programme für Jugendliche und Kinder

Was brauchen wir für die Zukunft?

  • Sport‐ und Kulturprogramme sollen nicht getrennt voneinander durchgeführt werden
  • Berührungsängste nehmen