Verleihung Österreichischer Kunstpreis und Outstanding Artist Award 2024
Das Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS) zeichnet einmal jährlich herausragende künstlerische Leistungen mit dem Kunstpreis sowie dem Outstanding Artist Award aus. Die Preisverleihung fand am 10. Dezember 2024 im Rahmen eines Festakts im Stadtkino Wien statt.
Kunst- und Kulturminister Werner Kogler: "Indem wir außergewöhnliche künstlerische Leistungen vor den Vorhang holen, zeigen wir, was unser Land zu bieten hat: eine beeindruckende Vielfalt, Tiefe und die unvergleichliche Qualität unserer Kultur. Österreich ist ein Land der Ideen, der Kreativität und des Schaffens – und all das spiegelt sich in jeder dieser Leistungen wider. Was hier gedacht und geschaffen wird, ist wahrhaft großartig! Meinen herzlichsten Glückwunsch an alle Preisträger:innen!"
Mit dem Outstanding Artist Award werden jährlich Künstler:innen ausgezeichnet, die ein aussagekräftiges Oeuvre vorweisen können und deren Arbeiten von künstlerisch überregionaler Bedeutung sind, und ist mit jeweils 10.000 Euro dotiert. Der Kunstpreis sowie der Hans-Hollein-Kunstpreis für Architektur wird etablierten Künstler:innen für ihr facettenreiches, international anerkanntes Gesamtwerk zuerkannt und ist mit jeweils 20.000 Euro dotiert.
Österreichischer Kunstpreis 2024
Österreichischer Kunstpreis – Preisträger:innen 2024 im Portrait
Die ARGEkultur Salzburg, entstanden in den 1980er Jahren aus einer Bewegung zur Schaffung eines selbstverwalteten Kulturzentrums, hat sich zu einem bedeutenden Kunst- und Kulturhub entwickelt.
Als Gegenpol zur traditionellen Festspielkultur konzipiert, durchlief sie mehrere Transformationen: von der ARGE Rainberg über das Kulturgelände Nonntal bis zum preisgekrönten Neubau 2005.
Das Zentrum fungiert als Treffpunkt für Kunstschaffende und Kulturinteressierte, bietet Raum für Tanz, Theater, Performance, Kabarett, Musik, Medienkunst und Diskurs sowie Workshops und Seminare. Es dient auch als Wirkstätte für zeitgenössische Tanz- und Performancegruppen, Musiker:innen und Theatergruppen.
Jährlich besuchen etwa 40.000 Menschen die ARGEkultur, die bis zu 350 Veranstaltungen umfasst, darunter Eigenproduktionen, Kooperationen und Gastveranstaltungen.
Darüber hinaus ist die ARGEkultur ein Zentrum für Medien-, Netzpolitik und Menschenrechtsaktivistinnen und -aktivisten, sowie ein Ort für gesellschaftskritischen Austausch und soziale Initiativen. Ihre Vielfalt und interdisziplinären Projekte fördern das kulturelle Leben Salzburgs.
Website: argekultur.at
Outstanding Artist Award 2024
Outstanding Artist Award – Preisträger:innen 2024 im Portrait
Abdul Sharif Oluwafemi Baruwa ist ein bildender Künstler, der in Wien lebt und arbeitet. Baruwa studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien. In seiner Arbeit beeindruckt er mit einem vielschichtigen und konsequent weiterentwickelten Werk, das durch ein tiefes Verständnis für aktuelle gesellschaftspolitische Themen besticht.
Seine Arbeiten zeichnen sich durch eine formalästhetische Überzeugungskraft und eine große Sensibilität im Umgang mit Materialien aus, die er in eine einzigartige künstlerische Sprache übersetzt. Baruwas multimediale und oft skizzenhafte Installationen umfassen Skulpturen, Readymades, Malerei, Zeichnungen, performative Videos und textile Arbeiten.
Baruwa behandelt in diesen Werken sensible Themen wie Alltagsrassismus, Gleichberechtigung, Freiheit, Zugehörigkeit und Identität und schafft dabei komplexe, fragmentierte gedankliche Möglichkeitsräume. Sein Schaffen ist geprägt von Leichtigkeit, Offenheit, außergewöhnliche Kreativität und imaginative Kraft, mit der er die Welt künstlerisch analysiert und neu erfindet.
Julia Franz Richter ist eine herausragende österreichische Künstlerin, deren Talent von Schauspiel über Performance bis hin zur Musik reicht. Mit ihrer scharfen Beobachtungsgabe und ihrer Bandbreite an Emotionen verleiht sie jeder Rolle einzigartige Attribute.
Ihr Schauspiel ist sowohl im Film als auch auf der Bühne intensiv und körperlich, wie ein Seiltanz ohne Sicherheitsnetz. Sie vereint Leidenschaft und Verletzlichkeit, wie in ihrer preisgekrönten Rolle als Carla im Film L’Animale, und Komödie, wie im Stück humanistää am Volkstheater Wien.
Richter überzeugt mit emotionaler Tiefe, Scharfsinn und Klugheit, wodurch sie das Publikum emotional und intellektuell herausfordert. Sie setzt sich in ihrer künstlerischen Arbeit für queere und feministische Ideale ein und hinterfragt Geschlechterstereotype. Politisch denkend und agierend, sucht sie stets nach gesellschaftlich relevanten Themen.
Sie war Schauspielerin am Münchner Volkstheater, Schauspielhaus Graz und zuletzt am Volkstheater Wien.
Als Performerin und Musikerin hat sie das "Franz Pop Collectiv" mitgegründet.
Sie erhielt mehrfache Nestroy-Nominierungen. Für ihre Hauptrolle in Trakehnerblut wurde sie für den Romy-Preis 2018 nominiert. 2020 bekam sie für ihre Rolle der Lena in Der Taucher den Schauspielpreis der "Diagonale" Graz.
Laura Freudenthaler lebt und arbeitet als freie Schriftstellerin in Wien. Sie hat Germanistik, Philosophie und Gender Studies an der Universität Wien studiert.
Die Künstlerin schafft auffällig vielschichtige literarische Werke, denen die Erfahrung der kleinen und großen Erschütterungen des Lebens eingeschrieben ist. Es sind individuelle, gesellschaftliche, politische, auch klimatische Verschiebungen, die gerade in ihrer Komplexität sicht- bzw. erahnbar werden.
Äußerst präzise im Umgang mit Sprache beschreibt Freudenthaler Inneres durch Äußeres, Äußeres durch Inneres. Damit werden psychische Vorgänge ebenso zum Vorschein gebracht wie die Fragwürdigkeit der Wahrnehmung, vermeintlich sicherer Gewissheiten und einer vorgeblich berechenbaren Welt.
Seit ihrem Debüt geht Freudenthaler von Werk zu Werk konsequent und unbeirrt von Moden ihren eigenen literarischen Weg.
Webiste: laurafreudenthaler.eu
Olena Newkryta ist eine bildende Künstlerin und Filmemacherin, die in Wien lebt.
Ihre Arbeiten setzen sich mit den soziopolitischen, historischen und materiellen Dimensionen von Räumen, Bildern und technologischen Infrastrukturen auseinander. Sie verbindet forschungsbasierte und experimentelle Ansätze, um die Komplexität sozialer Gefüge, gemeinsamer Wissensproduktion und Kollektivität zu erforschen.
Ihr Fokus liegt auf den Asymmetrien von Wissen, Macht und Arbeit im techno-sozialen Umfeld und deren Auswirkungen auf unsere physischen, emotionalen und psychologischen Landschaften.
Newkrytas Werke thematisieren die ungleichen Verhältnisse von Wissen, Macht und Re/Produktion in unserer technologischen Lebenswelt. Sie beleuchtet die materiellen, emotionalen und psychischen Auswirkungen der technologischen Muster und Logiken.
Ihre künstlerische Praxis entwickelt sich ausgehend von einem körperbezogenen fotografischen Ansatz hin zu Arbeiten mit Video, Textilien und Installationen, die oft in kollektivem Engagement entstehen. Mit ihrem Werk Patterns Against Workers widerlegt sie den Mythos der Immaterialität digitaler Technologien. Sie erzählt eine materielle Geschichte technischer Infrastrukturen und verknüpft Themen wie Arbeit, Produktivität und Automatisierung.
Newkryta zeigt, dass im Zeitalter des kognitiven Kapitalismus jede:r Bildschirmarbeiter:in und Smartphone-Nutzer:in Teil einer extraktiven Ökonomie ist.
Ihre Untersuchung von Handgriffen und Interface-Gesten verdeutlicht, dass kybernetische Systeme, die einst zur Kontrolle unserer materiellen Umwelt gedacht waren, heute vor allem uns selbst steuern.
Website: olenanewkryta.com
Anja Franziska Plaschg ist seit ihrer Jugend als Komponistin, Produzentin und Musikerin tätig. Sie vermag es mit großer Hingabe und Präzision filigrane und teils verstörende Musikstücke zu schaffen, die starke Stimmungen und Atmosphären erzeugen.
Ihre außergewöhnliche Musikkarriere als Soap&Skin wurde früh mit dem Amadeus Austrian Music Award (2009) und dem European Border Breakers Award (2010) gewürdigt.
Anja Plaschg erweiterte ihre künstlerische Bandbreite als Schauspielerin für Theater und Film, wo akribisches Auseinandersetzen, Erarbeiten und Eintauchen mit ihren und in ihre Rollen zu bemerkenswerten Ergebnissen führte.
Für den Film Des Teufels Bad wurde sie für die Hauptrolle sowie für die beste Filmmusik mit dem Österreichischen Filmpreis ausgezeichnet.
Website: soapandskin.com
Mo Harawe wurde in Mogadischu geboren, flüchtete mit 18 Jahren nach Wien und begann autodidaktisch Kurzfilme zu machen, auf der Suche nach einer universellen Sprache.
Seine poetische Filmsprache lässt uns das Unsichtbare wahrnehmen und zeichnet ein Bild von Somalia, das abseits von Klischees und Radikalisierungsgeschichten steht.
Seine Filme verwenden minimalen Dialog, der politische Ursachen andeutet, ohne einfache Antworten zu geben. Die Würde des Menschen zeigt sich in Blicken und Gesten der Figuren, wie etwa wenn die Schwester den Bruder zur Rede stellt, ohne ihn bloßzustellen, oder der Sohn dem kranken Vater Raum lässt.
Wiederkehrende Metaphern wie Wind, Sand und Meer erinnern an die Flüchtigkeit des Lebens. Harawe's Werke, darunter "Life on the Horn", "Will My Parents Come to See Me" und "The Village Next to Paradise", haben in Locarno, Berlin und Cannes Anerkennung gefunden.
Österreich hat auf einen Filmemacher wie Harawe gewartet, der trotz seines jungen Alters komplexe und weise Filme schafft. Er ist eine wichtige Stimme für die Zukunft des österreichischen Films und ein Vorbild für andere, sich von keinem System unterkriegen zu lassen.
Website: Mo Harawe | sixpackfilm
Hans-Hollein-Kunstpreis für Architektur 2024
Heidi Pretterhofer und Michael Rieper begreifen ihre Arbeit als situatives Labor, das Brücken zwischen unterschiedlichen Diskurs- und Aktionsfeldern schlägt.
An der Schnittstelle von Architektur, Urbanismus, Theorie und Kulturproduktion entwickeln sie Räume, die neue Formen des "Zusammenkommens" unterschiedlichster Felder, Stränge und Stimmen ermöglichen.
Zwei eigene Büros führend verbinden sie sich seit vielen Jahren wiederholt und mit wechselnden Partner:innen zu riskanten gemeinschaftlichen Projekten. Die kontinuierliche Erweiterung des Feldes Architektur und des Architekturbegriffs erwirken sie beharrlich und konsequent durch ein breites Spektrum an Formaten, die sie einsetzen: Interventionen, temporäre und permanente Architekturen, Publikationen, Ausstellungen und nicht zuletzt ihre gemeinsame Lehrtätigkeit im Rahmen der Professur "Baukultur" an der Kunstuni Linz.
All diese architektonischen und künstlerischen Handlungsfelder verstehen Rieper/Pretterhofer gleichermaßen als Gelegenheit, einen projektimmanenten Beziehungshaushalt zu etablieren, der die Ordnung und den Charme der Dinge in ein neues Licht rückt, um Perspektiven für eine krisengeprägte Gesellschaft zu eröffnen.
Mit ihrer unerschütterlichen Offenheit, die konventionelle Disziplinengrenzen radikal überschreitet und Mut zum ständigen Verlernen und Neulernen verlangt, gelingt ihnen eine Art diskursiver Aktivismus, der dem Feld der Architektur eine gewichtige Brisanz verleiht.
Zum Thema
- Fotoalbum der Verleihung auf Flickr
- Archiv – Österreichischer Kunstpreis
Alle Preisträger:innen nach Jahr und Sparte - Hans-Hollein-Kunstpreis für Architektur
Alle Preisträger:innen seit 2016 - Archiv – Outstandig Artist Award
Alle Preisträger:innen nach Jahren und Sparten
(11.12.2024)