Ernst-Jandl-Preis für Lyrik 2025 an Ulf Stolterfoht

Preisträger 2025: Ulf Stolterfoht
Der Ernst-Jandl-Preis für Lyrik 2025 geht an Ulf Stolterfoht. Das hat Kunst- und Kulturminister Werner Kogler am 13. Februar 2025 bekanntgegeben. Der Preis wird seit dem Jahr 2001 alle zwei Jahre für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der deutschsprachigen Lyrik vergeben und ist mit 15.000 Euro dotiert.
Kunst- und Kulturminister Werner Kogler: "Wer Freude an Sprachphilosophie, Erkenntnistheorie und Poetologie hat, ist beim Dichter Ulf Stolterfoht goldrichtig. Wem das alles nichts sagt, der liegt aber auch nicht falsch und folgt ihm gerne bei seinen Streifzügen durchs Textarchiv und die Welt der Sätze aufs experimentelle Terrain. Denn mit den Stolterfohtschen Satzreihen, die einen Haken nach dem anderen schlagen, kann man lesend erleben, wie wir in Sätzen denken. Diese Gedichte sind von großer intellektueller Heiterkeit und literarischer Raffinesse. Sie laden uns Leser:innen dazu ein, mitzuspielen und uns mit unseren eigenen Sätzen einen Reim auf diese Verse zu machen. Ulf Stolterfoht beweist von Gedicht zu Gedicht aufs Neue, was avancierte, experimentelle Lyrik kann. Herzlichen Glückwunsch zum Ernst-Jandl-Preis 2025!"
Hinweis
Preisverleihung im Rahmen der Ernst-Jandl-Lyriktage 2025
Die Verleihung des Preises findet am 7. Juni 2025 in Neuberg an der Mürz, Steiermark, im Rahmen der Ernst-Jandl-Tage (6. bis 8. Juni) statt.
Jury:
Dr. Hanna Engelmeier; Mag. Paul Jandl; Dr. Thomas Poiss; Monika Rinck; Ferdinand Schmatz
Begründung
Ulf Stolterfoht erhält den Ernst-Jandl-Preis 2025, weil sein Werk vor allem eines zeigt: dass Lyrik nicht weltfremd ist, sondern direkt aus der Welt selbst kommt. Sie kommt aus einer Wirklichkeit, in der die Menschen leben, und die sie sich aus Sprache zusammenbauen. In seinem mehrbändigen Opus Magnum "Fachsprachen" ist Stolterfoht tief in den Prozess der Welterschaffung durch Wörter und Wendungen vorgedrungen. Es ist ein Unternehmen voll abgründigem Witz, weil in ihm der hohe Ton der Dichter plötzlich hohl klingen kann und der Spezialwortschatz des Handwerks lyrisch. Stolterfoht montiert das beständige Murmeln der Menschheit und beim Wort genommene sprachphilosophische Reflexionen von Wittgenstein bis Chomsky neu, unterläuft beides ironisch, katalogisiert und rhythmisiert es. Pathos ist diesem Autor fremd. Er zahlt es den Falschmünzern der Literatur ordentlich heim und macht dabei vor der eigenen Dichterbiografie nicht halt. "Holzrauch über Heslach" ist ein autoethnographisches Gedicht, das von der Stuttgarter Boheme handelt, in der einst der Wunsch, Dichter zu werden, erwachte. Weil jeder Traum Gefahr läuft, seine Verwirklichung sektiererisch zu verfehlen, hat Stolterfoht den Band „neu-jerusalem“ nachgeschoben. Es geht darin um die Fanatiker unter den Wortgläubigen. Ganz und gar neu hat Ulf Stolterfoht sein Dichten mit dem Zyklus "Die Krähe" erfunden, einer Tricksterfigur, bei der man nicht weiß, ob sie Vogel, Mensch oder Gott ist. Wenn Stolterfoht sagt, dass ihm "die erfassung der welt in ihrer gliederung zum triebziel geworden ist", dann ist dieser Prozess auf schönste Weise unabschließbar und offen. Staunend ist der Leser Teil dieses Abenteuers, vom Wortdonner berührt und vom "bewandtnisblitz" getroffen.
Bisherige Preisträger:innen
(13.02.2025)