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106. Sitzung des österreichischen Kunstrückgabebeirats – drei Empfehlungen beschlossen

Der Kunstrückgabebeirat unter dem Vorsitz von Bundesminister a.D. Clemens Jabloner hat in seiner 106. Sitzung am 25.02.2025 Empfehlungen zu Sammlungsgegenständen aus der Bundesmobilienverwaltung, dem Heeresgeschichtlichen Museum, der Österreichischen Nationalbibliothek und dem Theatermuseum ausgesprochen.

Bundesmobilienverwaltung

Zunächst befasste sich der Beirat mit 42 Möbelstücken, die 1950 infolge des Vermögensverfalls des nationalsozialistischen "Lebensborn"-Heims "Ostmark" (ab 1942 "Wienerwald") an die Bundesmobilienverwaltung gekommen waren. Es handelte sich um das ehemalige, 1904 von Hugo Kraus und Arthur Baer eröffnete Lungensanatorium Wienerwald, das infolge des "Anschlusses" Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich beschlagnahmt wurde. Nachdem sich Hugo Kraus infolge des brutalen Verhörs durch die Gestapo das Leben genommen hatte, wurden seine und die Familie seines Kompagnons aus ihren Wohnungen auf dem Grundstück des Sanatoriums vertrieben und ihre Vermögen eingezogen. Obwohl der Beirat feststellte, dass im Zuge der Rückstellung des Sanatoriums sowie des Inventars im Jahr 1950 an die Erb:innen nach Hugo Kraus und dem im Jahr 1941 im tschechischen Pardubice verstorbenen Arthur Baer die gegenständlichen Möbel wohl fälschlich dem Lebensbornheim zugeordnet wurden und der Republik Österreich verfielen, so verwies er auf die grundsätzliche Beachtlichkeit von rechtskräftigen Entscheidungen. Nachdem den Familien Baer und Kraus im Zuge der Rückstellung fast 90 Prozent der Mobilien zugesprochen wurden, konnte er auch keine "extreme Ungerechtigkeit" dieser früheren Entscheidung erkennen.

Österreichische Nationalbibliothek

Ex Libris von Max und Ida Hiller (um 1910, entworfen vom Künstler Karl Ludwig Prinz)
Ex Libris von Max und Ida Hiller (um 1910, entworfen vom Künstler Karl Ludwig Prinz); Foto: Sabine Loitfellner/ÖNB

Zahlreiche Objekte aus der Österreichischen Nationalbibliothek – insgesamt fünf Aquarelle, 2.565 Abzüge topografischer Ansichten, 29 Druckschriften und 1.085 Ansichtskarten – hat die Provenienzforschung dem Unternehmer Max Hiller zugeordnet. Er engagierte sich als Bezirkspolitiker für die Liberale Partei in Wien-Alsergrund und war zudem bestens vernetzt im künstlerisch-literarischen Milieu des Fin de Siècle, wie mit Arthur Schnitzler, Gustav Schwarzkopf oder Hugo von Hofmannsthal. Gemeinsam mit seiner 1922 verstorbenen Frau Ida frönte er der Reiseleidenschaft, was sich auch in ihrem (gemeinsamen) Sammlerverhalten niederschlagen sollte. Als Max Hiller, von den Nationalsozialisten als jüdisch verfolgt, im Juli 1938 seine Vermögensanmeldung abgab, trennte er sich kurz darauf von den gegenständlichen Stücken. Wie die erhaltenen Korrespondenzen zeigen, veräußerte er die Aquarelle und Fotografien an die Nationalbibliothek, der er außerdem Bücher bzw. Reiseführer sowie die Postkarten, die von der liebevollen Beziehung mit seiner Frau Ida zeugen, geschenkweise überließ. Max Hillers Wohnhaus in der Kolingasse wurde im Zuge des Novemberpogroms geplündert. Nachdem er selbst im Jänner 1941 in seiner Wohnung verstorben war und seinen Angehörigen die Flucht aus Österreich gelungen war, fungierten Räume des Hauses als "Sammelwohnungen" für zahlreiche Menschen, die von dort in das "Generalgouvernement" deportiert und in Vernichtungslagern ermordet wurden. Der Beirat empfahl die Restitution der Objekte in der ÖNB aus Max Hillers Sammlung, von denen aktuell nicht alle auffindbar sind. Der Rest seiner Kunstsammlung, von der er sich zur Bestreitung seines Lebensunterhaltes ebenfalls trennte, muss jedoch weiterhin als verschollen gelten.

Heeresgeschichtliches Museum und Theatermuseum

Foto k. k. Kriegsmarine: S.M. Artillerie-Schulschiff ‚Adria‘, davor Überreste der Panzerfregatte ‚Ferdinand Max‘, nach 1886, Fotograf: Johann Baptist Rottmayer
Foto k. k. Kriegsmarine: S.M. Artillerie-Schulschiff "Adria", davor Überreste der Panzerfregatte "Ferdinand Max", nach 1886, Fotograf: Johann Baptist Rottmayer; Foto: Heeresgeschichtliches Museum

Abschließend befasste sich der Beirat mit Objekten aus dem früheren Eigentum des Rechtsanwalts Hanns Fischl, der 1945 im "Sterbelager" Bergen-Belsen zu Tode kam. Er hatte seit März 1938 versucht, aus Wien zu fliehen, bis er schließlich 1943 von der Gestapo verhaftet und in der Folge in Konzentrationslager deportiert werden sollte. Wie der Beirat in zahlreichen früheren Beschlüssen feststellte, veräußerte Fischl, der als Jude nicht mehr als Rechtsanwalt praktizieren durfte, zahlreiche Stücke seiner umfangreichen und diversen Sammlung an verschiedene Wiener Museen. Nachdem in jüngster Vergangenheit weitere Gegenstände der Provenienz Fischl im Heeresgeschichtlichen Museum sowie im Theatermusem aufgefunden wurden, die bis dato noch nicht vom Beirat begutachtet worden waren, sprach dieser erneut Rückgabeempfehlungen aus.

Arbeitsvorhaben der Kommission für die Arbeitsperiode 2025 bis 2027

Neben Berichten der Kommission für Provenienzforschung zu Objekten aus dem mumok, bei denen der Beirat keine Anwendbarkeit des Kunstrückgabegesetzes erkannte, wurde des Weiteren das extensive Arbeitsvorhaben der Kommission für die Arbeitsperiode 2025 bis 2027 zur Kenntnis genommen. Geplant ist hier neben der fortgesetzten systematischen Provenienzforschung in insgesamt 18 verschiedenen Museen bzw. Sammlungen die aus positiven Rückgabeentscheidungen hervorgehende Erb:innenforschung sowie verschiedene Digitalisierungs- wie Grundlagenforschungsprojekte, sämtlich durchgeführt durch die im Auftrag der Kommission für Provenienzforschung beim Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport tätigen Forscherinnen und Forscher.

Zum Thema:

Die bei der Sitzung gefassten Beschlüsse des Beirats, die in weiterer Folge den zuständigen Bundesminister:innen zur Entscheidung vorgelegt werden, sowie Informationen zur Beiratszusammensetzung und zur Arbeit der Kommission für Provenienzforschung sind unter Provenienzforschung abrufbar.

Der Kunstrückgabebeirat tagt mehrmals im Jahr und fasst dabei – auf Basis der von der Kommission für Provenienzforschung vorgelegten Dossiers – Beschlüsse, die als Empfehlungen an die für die jeweiligen Sammlungen zuständigen Bundesministerinnen und Bundesminister gerichtet werden.

(26.02.2025)