Outstanding Artist Awards 2024
Mit dem Outstanding Artist Award werden Künstler:innen ausgezeichnet, die ein aussagekräftiges Gesamtwerk vorweisen können und deren Arbeiten von künstlerisch überregionaler Bedeutung sind. Der Preis ist mit jeweils 10.000 Euro dotiert.
Preisträger:innen 2024 im Portrait
Abdul Sharif Oluwafemi Baruwa ist ein bildender Künstler, der in Wien lebt und arbeitet. Baruwa studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien. In seiner Arbeit beeindruckt er mit einem vielschichtigen und konsequent weiterentwickelten Werk, das durch ein tiefes Verständnis für aktuelle gesellschaftspolitische Themen besticht.
Seine Arbeiten zeichnen sich durch eine formalästhetische Überzeugungskraft und eine große Sensibilität im Umgang mit Materialien aus, die er in eine einzigartige künstlerische Sprache übersetzt. Baruwas multimediale und oft skizzenhafte Installationen umfassen Skulpturen, Readymades, Malerei, Zeichnungen, performative Videos und textile Arbeiten.
Baruwa behandelt in diesen Werken sensible Themen wie Alltagsrassismus, Gleichberechtigung, Freiheit, Zugehörigkeit und Identität und schafft dabei komplexe, fragmentierte gedankliche Möglichkeitsräume. Sein Schaffen ist geprägt von Leichtigkeit, Offenheit, außergewöhnliche Kreativität und imaginative Kraft, mit der er die Welt künstlerisch analysiert und neu erfindet.
Julia Franz Richter ist eine herausragende österreichische Künstlerin, deren Talent von Schauspiel über Performance bis hin zur Musik reicht. Mit ihrer scharfen Beobachtungsgabe und ihrer Bandbreite an Emotionen verleiht sie jeder Rolle einzigartige Attribute.
Ihr Schauspiel ist sowohl im Film als auch auf der Bühne intensiv und körperlich, wie ein Seiltanz ohne Sicherheitsnetz. Sie vereint Leidenschaft und Verletzlichkeit, wie in ihrer preisgekrönten Rolle als Carla im Film L’Animale, und Komödie, wie im Stück humanistää am Volkstheater Wien.
Richter überzeugt mit emotionaler Tiefe, Scharfsinn und Klugheit, wodurch sie das Publikum emotional und intellektuell herausfordert. Sie setzt sich in ihrer künstlerischen Arbeit für queere und feministische Ideale ein und hinterfragt Geschlechterstereotype. Politisch denkend und agierend, sucht sie stets nach gesellschaftlich relevanten Themen.
Sie war Schauspielerin am Münchner Volkstheater, Schauspielhaus Graz und zuletzt am Volkstheater Wien.
Als Performerin und Musikerin hat sie das "Franz Pop Collectiv" mitgegründet.
Sie erhielt mehrfache Nestroy-Nominierungen. Für ihre Hauptrolle in Trakehnerblut wurde sie für den Romy-Preis 2018 nominiert. 2020 bekam sie für ihre Rolle der Lena in Der Taucher den Schauspielpreis der "Diagonale" Graz.
Laura Freudenthaler lebt und arbeitet als freie Schriftstellerin in Wien. Sie hat Germanistik, Philosophie und Gender Studies an der Universität Wien studiert.
Die Künstlerin schafft auffällig vielschichtige literarische Werke, denen die Erfahrung der kleinen und großen Erschütterungen des Lebens eingeschrieben ist. Es sind individuelle, gesellschaftliche, politische, auch klimatische Verschiebungen, die gerade in ihrer Komplexität sicht- bzw. erahnbar werden.
Äußerst präzise im Umgang mit Sprache beschreibt Freudenthaler Inneres durch Äußeres, Äußeres durch Inneres. Damit werden psychische Vorgänge ebenso zum Vorschein gebracht wie die Fragwürdigkeit der Wahrnehmung, vermeintlich sicherer Gewissheiten und einer vorgeblich berechenbaren Welt.
Seit ihrem Debüt geht Freudenthaler von Werk zu Werk konsequent und unbeirrt von Moden ihren eigenen literarischen Weg.
Webiste: laurafreudenthaler.eu
Olena Newkryta ist eine bildende Künstlerin und Filmemacherin, die in Wien lebt.
Ihre Arbeiten setzen sich mit den soziopolitischen, historischen und materiellen Dimensionen von Räumen, Bildern und technologischen Infrastrukturen auseinander. Sie verbindet forschungsbasierte und experimentelle Ansätze, um die Komplexität sozialer Gefüge, gemeinsamer Wissensproduktion und Kollektivität zu erforschen.
Ihr Fokus liegt auf den Asymmetrien von Wissen, Macht und Arbeit im techno-sozialen Umfeld und deren Auswirkungen auf unsere physischen, emotionalen und psychologischen Landschaften.
Newkrytas Werke thematisieren die ungleichen Verhältnisse von Wissen, Macht und Re/Produktion in unserer technologischen Lebenswelt. Sie beleuchtet die materiellen, emotionalen und psychischen Auswirkungen der technologischen Muster und Logiken.
Ihre künstlerische Praxis entwickelt sich ausgehend von einem körperbezogenen fotografischen Ansatz hin zu Arbeiten mit Video, Textilien und Installationen, die oft in kollektivem Engagement entstehen. Mit ihrem Werk Patterns Against Workers widerlegt sie den Mythos der Immaterialität digitaler Technologien. Sie erzählt eine materielle Geschichte technischer Infrastrukturen und verknüpft Themen wie Arbeit, Produktivität und Automatisierung.
Newkryta zeigt, dass im Zeitalter des kognitiven Kapitalismus jede:r Bildschirmarbeiter:in und Smartphone-Nutzer:in Teil einer extraktiven Ökonomie ist.
Ihre Untersuchung von Handgriffen und Interface-Gesten verdeutlicht, dass kybernetische Systeme, die einst zur Kontrolle unserer materiellen Umwelt gedacht waren, heute vor allem uns selbst steuern.
Website: olenanewkryta.com
Anja Franziska Plaschg ist seit ihrer Jugend als Komponistin, Produzentin und Musikerin tätig. Sie vermag es mit großer Hingabe und Präzision filigrane und teils verstörende Musikstücke zu schaffen, die starke Stimmungen und Atmosphären erzeugen.
Ihre außergewöhnliche Musikkarriere als Soap&Skin wurde früh mit dem Amadeus Austrian Music Award (2009) und dem European Border Breakers Award (2010) gewürdigt.
Anja Plaschg erweiterte ihre künstlerische Bandbreite als Schauspielerin für Theater und Film, wo akribisches Auseinandersetzen, Erarbeiten und Eintauchen mit ihren und in ihre Rollen zu bemerkenswerten Ergebnissen führte.
Für den Film Des Teufels Bad wurde sie für die Hauptrolle sowie für die beste Filmmusik mit dem Österreichischen Filmpreis ausgezeichnet.
Website: soapandskin.com
Mo Harawe wurde in Mogadischu geboren, flüchtete mit 18 Jahren nach Wien und begann autodidaktisch Kurzfilme zu machen, auf der Suche nach einer universellen Sprache.
Seine poetische Filmsprache lässt uns das Unsichtbare wahrnehmen und zeichnet ein Bild von Somalia, das abseits von Klischees und Radikalisierungsgeschichten steht.
Seine Filme verwenden minimalen Dialog, der politische Ursachen andeutet, ohne einfache Antworten zu geben. Die Würde des Menschen zeigt sich in Blicken und Gesten der Figuren, wie etwa wenn die Schwester den Bruder zur Rede stellt, ohne ihn bloßzustellen, oder der Sohn dem kranken Vater Raum lässt.
Wiederkehrende Metaphern wie Wind, Sand und Meer erinnern an die Flüchtigkeit des Lebens. Harawe's Werke, darunter "Life on the Horn", "Will My Parents Come to See Me" und "The Village Next to Paradise", haben in Locarno, Berlin und Cannes Anerkennung gefunden.
Österreich hat auf einen Filmemacher wie Harawe gewartet, der trotz seines jungen Alters komplexe und weise Filme schafft. Er ist eine wichtige Stimme für die Zukunft des österreichischen Films und ein Vorbild für andere, sich von keinem System unterkriegen zu lassen.
Website: Mo Harawe | sixpackfilm
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