Sissi Farassat
In der Serie "Cocons" besticke ich ausschließlich Rückseiten von Fotografien, indem die Konturen von abgelichteten Frauen, in verschiedene Haltungen, (pin up, stehen, und in einer Bewegung), mit einem Faden nachgezogen werden. Ich konjugiere weitgehend klassische/sexistische Posen weiblicher Ikonografie durch. Die Betrachterin/der Betrachter wird mit ihrem/seinem eigenen Wissen darüber konfrontiert, fällt aber zugleich bildlich ins Leere, also auf sein eigenes visuelles Erfahrungswissen, auf Visiotypen, auf seine eigenen Projektionen zurück. Das Voyeuristische/Skopische geht ins Leere. Die Vorderseite wird nicht gezeigt, ausschließlich die Käuferin/der Käufer hat theoretisch die Möglichkeit auf Einsichtnahme, wenn das Foto entrahmt wird. Das Fotografische ist nur mehr symbolisch über die Firmenaufdrucke auf dem Fotopapier vorhanden, und zweitens aber auch über die indexikalische Verbindung, die der Faden mit dem Lichtbild unterhält. Aber alles Starke, das Versprechen, das sich über den Index in der Fotogeschichte verbindet/verbunden hat, geht verloren, die Fantasien können sich nur noch einem Figur-und-Grund-Spiel entzünden. Der warenästhetische (Sex-)Appeal der glänzenden Fotooberfläche hat sich übersetzt in Markennamen (Kodak) und in einen gar nicht zielführenden, ausfransenden Faden, der nicht glatt und makellos ist..... (Sissi Farassat)
Sissi Farassat
*1969 in Teheran, Sommerakademie Salzburg, Schule für künstlerische Fotografie, seit 1998 Herausgeberin und Chefredakteurin der Fotozeitschrift SIOSEH. Ihre Arbeiten waren u.a. in der Edwynn Houk Gallery, New York, MUSA-Museum auf Abruf in Wien, CAN Foundation Space CAN Seoul, Korea, Künstlerhaus Wien, Laleh June Galerie in Basel; sie lebt und arbeitet in Wien.