Sabine Bitter und Helmut Weber (2)
Die fotografischen Arbeiten zeigen den Außenraum und die hermetische Betonkassetten-Fassade der Südseite der Meister Hall. Das Gebäude wurde von Marcel Breuer 1967 als letztes einer Reihe von Architekturen im Stil einer brutalistischen Moderne am ehemaligen Campus University Heights der privatwirtschaftlich organisierten New York Universität (NYU) in der Bronx realisiert. 1972 kaufte die Stadt New York den Campus von der NYU, da diese ökonomisch in Schwierigkeiten geratenen war. Seither ist das Bronx Community College öffentlicher und kommunaler Ort der Bildung und in die City Universität New York (CUNY) eingegliedert. Die Anordnung, beziehungsweise die Installation der Arbeiten thematisiert das Blickregime modernistischer Architekturfotografie, indem die Serie der Aufnahmen an den in den Fotos liegenden Horizontlinien ausgerichtet wird, die normalerweise bei Fotografien von modernistischen Bauten eingesetzt werden. Der Horizont im größeren Abzug wird in der Installation auf das Niveau der Bodenkante tiefergelegt.
Der Blick zurück auf Architekturen der Moderne und die im fotografischen Bild durch Kamera- und Aufnahmeposition hergestellte Horizontlinien markieren dabei buchstäblich und metaphorisch auch Horizonte der Moderne, die vom Versprechen auf Fortschritt, Bildung und Entwicklung gebildet wurden.
Die Arbeit On Horizons ist Teil der aktuellen Auseinandersetzung und Arbeitsreihe von Sabine Bitter und Helmut Weber zur "Bildungs-Moderne". Die in Vancouver and Wien lebenden Künstler_innen arbeiten seit 1994 an Projekten zu Stadt, Architektur, und zu Politiken der Repräsentation und des Raums. Ihre Fotoarbeiten verhandeln spezifische Momente und Logiken des globalen urbanen Wandels, wie sie in Stadt, Architektur und urbanen Alltag zum Ausdruck kommen. 2004 gründeten sie mit Jeff Derksen das Forschungskollektiv Urban Subjects. Sabine Bitter ist Professorin an der Simon Fraser University Vancouver und leitete die Audain Gallery Vancouver von 2009 – 2013. (Text: Sabine Bitter & Helmut Weber)
"Sabine Bitter und Helmut Weber bedienen sich des Uraltmediums Fotografie und zeigen ganz ohne dokumentarischen Applomb, wie es steht ums postmoderne Bauen. Sie setzen bei dessen Wundermittel an, dem pop-gestärkten und zeichentheorie-gesättigten 'Signature Building', und untersuchen es in einer Art Kunst nach der Postmoderne auf ihre eigene Gegenwart hin. Berühmtheiten und Einschlägigkeiten wie Ricardo Bofills Wohnanlage 'Abraxas' in Marne-La-Vallé bei Paris und andere werden als das hingestellt, was sie bei allem Versprechen auf Glück heute sind: Popanze." (Rainer Metzger) .
Sabine Bitter und Helmut Weber
03.08.1960, Aigen im Mühlkreis / 30.01.1957, Dorf an der Pram.
Beide: Studium an der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz, Meisterklasse Visuelle Gestaltung. Diplom 1987. Ausgewählte Projekte und Ausstellungen: 2017: "Sabine Bitter & Helmut Weber / Edgar Arceneaux", Mackey Garage Top, MAK; Center, Los Angeles; "Stretching The Boundaries”, FLUCA, Austrian Cultural Pavilion; Plovdiv, Bulgarien; "Phantastischer Kapitalismus", Galerie GPLcontemporary, Wien; "The Vienna Model. Housing for the 21st Century City”, Museum of Vancouver; "Here & Elsewhere – Nothing to be done", Sarajevo; "Fleeting Territories", Kunstraum Niederösterreich, Wien. 2016: "What’s Left?", frei_raum Q2; 2015: "New Conjunctions and Intersections", The United Nations Headquarters in New York. "Through a Window: Visual Art and SFU 1965-2015", Teck Gallery, Vancouver; "Informal Paths", MAXXI National Museum der Kunst, Rom.
Website: www.lot.at